Entgegen ihrem wirklichen historischen, kulturellen und technologischen Stellenwert
werden die Kelten von den meisten Historikern bis heute in die „Ur-
oder Vor-Geschichte”
abgeschoben.
Sie lebten aber zur gleichen Zeit wie Griechen und Römer und ihre Blütezeit
war zur Zeit der späten Satrapenherrscher (Nachfolger des Alexander-Reiches).
Diese findet man nicht in der Urgeschichte!
Und Bücher und Materialien zu den Kelten heute findet man fast ausschließlich
in den Esoterik-Ecken, verschämt im letzten Eck.
Als
Kelten (lat. celtae, galli, griech. keltoi, galatai – die Tapferen, die Edlen) bezeichnete man schon in der Antike ein Volk oder eine Gruppe von Völkern und Stämmen in Europa und Kleinasien, die sich durch kulturelle Gemeinsamkeiten und verwandte Sprachen auszeichneten.
Sie entstanden aus der Verschmelzung von Völkern der Bronzezeit und ihr
Entstehungsgebiet wird von der heutigen Wissenschaft mit dem Gebiet zwischen
Böhmerwald und Burgund angegeben.
Auf die Bronzezeit folgt die sogenannte Eisenzeit, die nicht zufällig von berufener Seite „Das Keltische Jahrtausend” genannt wurde. Diese Zeit war die Blütezeit der Kelten oder Gallier, die entgegen überkommenen Schulweisheiten nicht scharen- oder gar völkerweise von irgendwoher zugewandert waren, sondern sich recht unspektakulär aus den bereits vorher hier lebenden Menschen, sich quasi aus
"Ötzis" Zeitgenossen und Nachfahren, entwickelt hatten!
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Mit den knapp 60 km auseinanderliegenden Orten Hallstatt
und Hallein/Dürrnberg hat es überhaupt eine ganz besondere Bewandtnis. Sie waren nicht nur die ältesten Salzbergbauzentren der Welt. (In Hallstatt wurde schon zu einer Zeit ein für damalige Verhältnisse hoch technologisiertes Bergwerk betrieben, zu der das später so bedeutende Rom noch nicht einmal „gegründet” worden war!) Die beiden ostalpinen Salzmetropolen markieren auch geografisch recht genau den „Brutkasten” bzw. die ostalpine Wiege dessen, was schließlich „Das
Keltische”, die erste zentraleuropäische Hochkultur ausmachen sollte.
Verbreitung
In ihrer weitesten Ausprägung reichte die keltische Kultur von Irland, Südostengland, Nordspanien und Frankreich im Westen bis Ungarn im Osten, von Oberitalien im Süden bis in den Balkan. Außerdem gab es das Siedlungsgebiet der Galater in Anatolien (heutige Türkei).
Im Süden des keltisch geprägten Gebietes Mitteleuropas grenzte anfangs noch der etruskische, später der griechisch-römische Kulturkreis an, nördlich des keltischen Einflussgebietes waren germanische Stämme ansässig.
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Kelten
auf dem Festland
Erste Aufenthalte von Kelten im damals vor allem etruskisch geprägten Oberitalien sind ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. nachweisbar. Während der ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. einsetzenden Wanderungswellen wird die keltische Kultur in Nordspanien und Portugal fassbar, wobei hier kein Verdrängen ortsansässiger Kulturen nachgewiesen werden kann. Ein allmähliches Annehmen mitteleuropäischer Kulturelemente durch die ansässige Gesellschaft ist weit wahrscheinlicher. Die in Nordspanien und Portugal lebenden Menschen der späten Eisenzeit werden deshalb auch als Keltiberer bezeichnet. Keltische Gruppen ließen sich in Oberitalien und der Poebene nieder, von wo aus sie zu Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. u. a. Rom angriffen. Die Belagerung Roms unter dem keltischen Heerführer Brennus (wahrscheinlich 387/386 v. Chr.) hinterließ bei der späteren Weltmacht ein lang anhaltendes Trauma.
Andere Stämme drangen über Südosteuropa und den Balkan nach Griechenland und Kleinasien vor, begegneten Alexander dem Großen und plünderten Delphi.
Drei Stämme ließen sich schließlich in Zentralanatolien nieder und wurden als Galater noch Jahrhunderte später im Neuen Testament erwähnt.
Die größte Ausbreitung erreichten die Kelten um 200 v. Chr.. Im Osten ihrer Siedlungsgebiete, d. h. im weitesten Sinn rechtsrheinisch, verschwand die keltische Kultur in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. weitgehend, was vielleicht mit dem Vorrücken germanischer Stämme nach Süden zusammenhängen könnte. Dagegen überlebte die keltische Lebensart in Gallien und südlich der Donau in Rätien – sowie u. a. auch im heutigen Rheinland-Pfalz, Saarland und Bayern z.B. Menosgada– nach Eroberung durch die Römer unter Caesar (in Gallien) bzw. unter Augustus (in Rätien) noch einige Jahrzehnte und ging mit zunehmender Romanisierung etwa seit der Zeitenwende in der relativ eigenständigen gallo-römischen Kultur bzw. der norisch-pannonischen Kultur auf.
Inselkelten
Die
ersten Kelten gelangten vermutlich um 600 vor Christus aus Nord-Frankreich
kommend nach Irland. Über die Herkunft und Größe der einwandernden Gruppen
ist nichts Genaues bekannt, da keine Aufzeichnungen vorhanden sind. Alles was
man über sie weiß, ist aus archäologischen Funden hergeleitet.
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Die
Einwanderer waren in Stämmen organisiert und trafen in Irland auf eine Urbevölkerung,
die dem Sonnenkult der vorgeschichtlichen Großsteingrab-Kultur (Megalithiker)
anhing. Es kam zu einer Vermischung beider Kulturen. In den Mythen kommen aber
auch Götter vor, die nur in Irland bekannt sind, wahrscheinlich aus den Kulten
der Urbevölkerung stammen und später von den Kelten in ihre Mythen übernommen
wurden.
Die
Gesellschaft war in Klans (Stämmen) organisiert. Jeder Klan bildete ein Tuath
(Kleinkönigreich), von denen es im keltischen Irland ca. 150 gegeben hat. Der König
(Ri) war aber lediglich der Repräsentant des Tuath und der Anführer in
Kriegszeiten. Er war der Mittler zwischen den Drui (Druiden) und dem Rest des
Volkes. Die eigentliche Macht übte der Adel aus, zu dem Landbesitzer, Krieger,
Druiden, Barden und bedeutende Handwerker gehörten. Einfache Handwerker und
Bauern bildeten die Gruppe der Freien. Unter ihnen standen Sklaven und
Leibeigene.
Im Falle größerer Bedrohungen konnten auch mehrere Tuatha zu erweiterten Königreichen
zusammengefasst werden, von denen es etwa 30 gab. An der Spitze dieser größeren
Zusammenschlüsse standen 7 Provinzkönige (Ri Ruireg). War das ganze Land
bedroht, konnten sich auch alle Tuatha zusammenschließen. Der oberste Führer
war dann der Hochkönig (Ard-Ri). Dieser war immer einer der Provinzkönige, die
wie der Hochkönig nach Bedarf gewählt oder durch Rotation bestimmt wurden.
In Südost-England sind für das 1. Jahrhundert v. Chr. auch archäologische Zeugnisse der klassischen kontinentalen keltischen Kultur nachzuweisen. Mit Ausnahme von Irland und den nördlichen Teilen Schottlands gehörten die britischen Inseln vom 1. bis zum frühen 5. Jahrhundert n. Chr. zum Römischen Reich. Nach Abzug der Römer kehrten die Briten aber wieder zu La-Tène-zeitlicher Kultur zurück, mit dem Unterschied, dass sie das Christentum beibehielten. Dieses Inselkeltentum blieb in den Randzonen Wales und Cornwall noch bis ins 8. Jahrhundert n. Chr. eigenständig.
Ein Teil der Inselkelten floh im 5./6. Jh.vor der angelsächsischen Invasion auf den Kontinent. Ihre Nachfahren sind die heutigen Bretonen.
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Überlieferungen
Die Kelten vermieden es vermutlich bewusst, gesellschaftliche, religiöse oder ihre Tradition betreffende Inhalte schriftlich festzuhalten, wie beispielsweise Caesar berichtet. Es gibt aber sowohl eine Reihe Inschriften in griechischer Schrift als auch archäologische Nachweise von Schreibgerät aus den spätkeltischen
Oppida, die Schriftlichkeit – besonders in wirtschaftlichen Belangen – und eventuelle Fremdsprachenkenntnisse, zumindest der Oberschicht, nahe legen.
Von der üblichen Schriftlosigkeit der keltischen Sprachen gab es nur wenige
Ausnahmen. Erhalten sind lediglich einige wenige Schriftstücke geschäftlicher
Natur.
Die spätantike bzw. frühmittelalterliche Ogham-Schrift, die z. B. von irischen Grab- und Grenzsteinen des 4. – 7. Jahrhunderts n. Chr. bekannt ist, scheint nur wenigen Eingeweihten bekannt gewesen zu sein und nur begrenzte Aussagemöglichkeiten gehabt zu haben.
Die Kelten in Noricum verfügten, wie man heute weiß, über eine eigenständige, offensichtlich dem etruskischen nahestehende Schrift (von rechts nach links geschrieben), von der insbesondere in der Ausgrabungsstätte Magdalensberg Funde gemacht wurden. Aber schon vor der römischen Besetzung (15 v. Chr.) ist das römische Latein als dominierend anzusehen.
Wegen des Mangels an eigenen Schriftdokumenten beruhen die Kenntnisse über die Kelten
auf den Funden von Archäologen und auf der Geschichtsschreibung ihrer mediterranen Nachbarn (antikes Griechenland, Römisches Reich)
welche ihnen allerdings fast durchgehend feindlich gegenüberstanden. Deren
Texte sind daher auch immer in diesem Blickwinkel zu sehen.
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Gesellschaft
Die Einblicke historischer Schreiber in den Aufbau der keltischen
Gesellschaft sind gering. Aus den wenigen Aufzeichnungen können wir aber
entnehmen, dass die Keltische Gesellschaft in drei Kasten geteilt war: die
Bauern und Handwerker, die Krieger und die Druiden. Im Gegensatz zum indischen
Kastensystem konnte aber die Kastenzugehörigkeit gewechselt werden. Auch gab es
Überschneidungen, wenn ein Krieger auch handwerkliche oder bäuerliche
Tätigkeiten ausübte.
Herrschaft
Nicht jede keltische Staatsform war eine Monarchie, viele keltische Völker
wurden von einer "Adelsregierung" (Oligarchie) geführt. Aus den Fürstengräbern der späten Hallstattzeit wie auch aus Julius Caesars Schrift über den gallischen Krieg (De bello Gallico) ist zu schließen, dass die Gesellschaft auf lokaler Ebene einem Fürsten oder Adelsrat unterstand. Bei manchen Stämmen wie zum Beispiel bei den Aeduern (Haeduern) wurden viele wichtige Ämter über Wahlen vergeben, weswegen man sagen kann, dass es in der keltischen Tradition Züge von Demokratie, beziehungsweise Republik gibt.
Druiden
Aus den oberen Gesellschaftsschichten stammten wahrscheinlich auch die Druiden, der keltische Priesterstand. Um das Druidentum ohne moderne (verstellende) Esoterik zu beschreiben, soll hier der Originaltext verwendet werden. Caesar schreibt u. a.: „Den Druiden obliegen die Angelegenheiten des Kultus, sie richten die öffentlichen und privaten Opfer aus und interpretieren die religiösen Vorschriften. Eine große Zahl von jungen Männern sammelt sich bei ihnen zum Unterricht, und sie stehen bei den Galliern in großen Ehren.“ (Caesar: De bello
gallico, VI, 13). Überhaupt bescheinigte Caesar den Kelten eine tiefe Religiösität (Caesar, De bello
gallico, VI, 16)).
Sie bildeten gleichsam die intellektuelle Schicht des keltischen
Gesellschaftssytems. Von den antiken Quellen und überlieferten Mythen keltischen Ursprungs wissen wir über deren Vormachtstellung auch gegenüber der Oberschicht der Fürsten. Die Ausbildung zum Druiden dauerte lange, nach Caesar gelegentlich bis zu zwanzig Jahre: „Die Druiden nehmen in der Regel nicht am Krieg teil und zahlen auch nicht wie die Übrigen Steuern. [...] Diese großen Vergünstigungen veranlassen viele, sich aus freien Stücken in ihre Lehre einweihen zu lassen, oder ihre Eltern und Verwandte schicken sie zu den Druiden. Wie es heißt, lernen sie dort eine große Zahl von Versen auswendig. Daher bleiben einige 20 Jahre lang im Unterricht.“ (Caesar, De bello
gallico, VI, 14) |
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Neben ihren priesterlichen Funktionen hatten die Druiden aber auch durchaus weltliche Pflichten und Privilegien. Ihnen oblag die Rolle des Lehrers, Mediziners, Naturforschers und Richters. Laut Caesar (VII 33,3) war die Exkommunikation (d. h. der Ausschluss von den Opferbräuchen) die schwerste der denkbaren Strafen. Die Druiden wären für ihre Gerechtigkeit bekannt, rühmte
Strabon.
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Handwerker und Bauern
Über Handwerker und Bauern sind keinerlei Aufzeichnungen vorhanden. Es ist
lediglich bekannt, dass sie über einen großen technologischen
Erfindungsreichtum verfügten. So gehen unter anderem die Erfindung des Fasses
aber auch eines einfachen, kammförmigen Pfluges auf die Kelten zurück. Vorreiter waren die Kelten
auch bei der Weiterentwicklung des Wagens. Sie erfanden Drehschemellenkung und Federung. Die Römer übernahmen nicht nur
technische Details, sondern auch Begriffe des Wagenbaus von ihnen.
Die Frauen
Obwohl Frauen in hohem Ansehen standen und alle hohen Ränge einnehmen konnten, war die keltische Gesellschaft insgesamt
patriarchal organisiert. Die bekannteste keltische Kriegerin war Boudicca, Anführerin der Icener (Britannien), die im
Aufstand gegen die römische Besatzung in den Jahren 60/61 n. Chr. ebenso sowie Cartismandua, Königin der Briganten im Jahr 77 n. Chr. von Agricola besiegt wurden.
Wirtschaft und Ernährung
Die keltische Wirtschaft basierte auf Ackerbau und Viehzucht. Auf kleinen, umzäunten Äckern wurden Getreide und Hülsenfrüchte angebaut. Bekannt waren u. a. Löwenzahn, Brennnessel, Rübe, Rettich, Sellerie, Zwiebel und Kohl. Aus archäologischen Funden (Speiseresten) in Hallstatt lässt sich etwa ablesen, dass die Kelten ein noch heute in Österreich übliches Gericht gegessen haben,
Ritschert, einen Eintopf aus Rollgerste und Bohnen.
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Da das lateinische Wort für Bier (cervisia) ein keltisches Lehnwort ist, wird vermutet, dass die Kelten das Brauen
beherrschten –
evtl. die Römer vor allem über die Kelten dieses Getränk kennenlernten. Römische Autoren beschreiben das Getränk allerdings mit deutlichem Abscheu. In Hochdorf und dem Glauberg ist Met archäologisch nachgewiesen (Pollenfunde).
Wichtigstes Haustier war das Rind*, welches neben der Lieferung von Fleisch, Milch (Käse) und Leder auch unabdingbar bei der Ackerbestellung war. Daneben wurden Schafe (Wolle) und Schweine gehalten; Hunde kannte man ebenfalls als Nutztiere (Hütehunde und Jagdhunde). Pferde waren ein Statussymbol und bei Kriegszügen wichtig und wurden wahrscheinlich von einigen Stämmen intensiver gezüchtet.
* Was natürlich keineswegs die Bedeutung des Wildschweins
für die Bevölkerung eines gewissen gallischen Dorfes schmälern soll.
Von Bedeutung für die keltische Wirtschaft war auch der Bergbau. Im Besonderen der Salzbergbau und der Eisenerzabbau in Norikum waren von großer Bedeutung.
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