Religion einst Religion heute Götter

 

Religion und Druiden

Religion vor 2000 Jahren

Griechen und Römer brauchten das Feindbild gottloser und grausamer Kelten, um von den Unmenschlichkeiten der eigenen Zivilisation abzulenken. Zur Entmystifizierung ihrer Religion können nur die Kelten selbst beitragen. Da diese keine heiligen Texte hinterlassen haben, müssen an erster Stelle ihre materiellen Hinterlassenschaften für Auskünfte herangezogen werden.

Aus keltischer Zeit liegen keine Hinweise auf Monotheismus vor, aber auch nicht auf personalisierte Gottheiten, die erst mit römischem Einfluss im 2./1. Jh. v. Chr. auftauchen. Ursprünglich scheint es sich um übernatürliche, allgegenwärtige Wesen, ähnlich der christlichen Vorstellung von Dämonen und anderen Wesen, halb Mensch, halb Tier, gehandelt zu haben.

Ranghöchste Priester waren die Druiden: Sie allein hatten Aufsicht über den Opferkult, entschieden in privaten und öffentlichen Rechtsfragen, lehrten die Seelenwanderung und unterrichteten die jungen Aristokraten in Naturwissenschaften, vor allem in Astronomie, sowie in Philosophie und Ethik.

Cerrunnos, Darstellung vom Gundestrupkessel; in sitzender (sogenannter Buddha-)Haltung mit Hirschgeweih auf dem Haupt dargestellt.

Wichtig ist mir auch noch, zu erwähnen, dass bildliche Darstellungen aus vorrömischer Zeit weitgehend unbekannt sind. Man machte sich von den Göttern kein eigentliches Bild und Statuen waren derart ungebräuchlich, dass sich der Heerführer Brennus bei der Plünderung Delphis (279 v. Chr,) darüber lustig machte, dass die Griechen Statuen anbeteten.

Den Druiden, weisen und mächtigen Männern,* oft aus dem Adel, begegnen die antiken Autoren durchaus respektvoll; allen voran der griechische Philosoph und Gelehrte Poseidonius, der einige von ihnen persönlich getroffen haben dürfte. Kommen die antiken Quellen jedoch auf die Kultpraktiken der antiken "Miraculixe" zu sprechen, ändert sich der Tonfall drastisch: Sie schwelgen geradezu in der Darstellung keltischer Barbarei, die in bestialischen Menschenopfern ihren Höhepunkt gefunden haben soll:
Zuvor gemarterte Verbrecher wurden nach grausamen Ritus hingerichtet, und auch Kriegsgefangene wurden immer wieder als Opfer erwähnt. Dazu kommt auch, dass im Falle eines Mordes für das unberechtigt genommene Leben ein Leben als Sühne geopfert werden musste. Wenn daher der Täter nicht zur Verfügung stand und auch keine Kriegsgefangenen oder Sklaven zur Hand waren, wurden Unschuldige geopfert.

Doch wieweit darf man Angaben im Detail Glauben schenken, die vielfach gegen den militärischen Gegner gemünzt und damit einseitig gefärbt sind? Zahlreiche Informationen stammen überhaupt aus zweiter Hand, also von Personen, die Land und Leute nicht aus eigener Anschauung kannten.
Und diejenigen, die es am besten wüssten, haben dazu keine Aufzeichnungen hinterlassen: schriftliche Aufzeichnungen zu religiösen Themen waren - wie wir von antiken Autoren wissen - verboten.

Nach oben

Am populärsten sind die Druiden für die Nachwelt jedoch durch die Mistelernte geworden, das Einzige in der Antike ausführlich beschriebene keltische Ritual. Und die archäologischen Hinterlassenschaften? Selbst nach 400 Jahren Keltenforschung ist in Europa noch kein einziges Druidengrab entdeckt worden! Aber es gibt eine ganze Reihe von Funden, die rituelle, den Alltag begleitende Handlungen enthüllen sowie Hinweise auf die Beteiligung der Eliten am Kult geben.

Die feierlichste Form der Religionsausübung war das öffentliche Opfer, Höhepunkt eines Festes, an dem eine ganze Region teilnehmen konnte. Die dargebrachten Tieropfer sollten dazu dienen die Götter gnädig zu stimmen und die Gemeinde zu verköstigen. Das Spektrum der Opfergaben war breit. Von kleinen Tieren wie Hasen über Schafe bis zum Stier, der als das größte Tieropfer galt.

Riten wie das Münzopfer (z.B. für Cerunnos) sind uns vertraut, manche – wie die blutigen Tieropfer – wirken befremdlich. Absolut barbarisch erscheinen uns Menschenopfer, die es zweifellos gegeben hat. Griechen und Römer wurden nicht müde, sie anzuprangern, obwohl ihre eigene Vergangenheit davon überquoll und ein formelles Verbot erst 97 v.Chr. erfolgte, das Menschenopfer allerdings in der Form der Gladiatorenspiele im Circus - immer zu Ehren einer Gottheit - noch Jahrhunderte erhalten blieb.

Typisch keltisch war nur der Schädelkult. Der Schädel war den Kelten heilig. Nach ihrer Vorstellung war er der Sitz der Seele. Häufig trennten die Krieger ihren Feinden die Köpfe ab und nahmen sie mit. Es waren Trophäen, die ihren Mut bewiesen und von ihren Siegen kündeten aber es war noch viel mehr als das. Die Geister der Getöteten konnten sich nicht gegen denjenigen richten, der ihre Schädel besaß. Vielmehr gehörten ihm nun die Kraft und die Weisheit der Toten. So war ihr Besitz in gewisser Weise ein Schutz, doch man verehrte sie mitunter auch. Ganze Schreine voller Schädel wurden zu ihrer Verehrung errichtet. So wurde der Totenschädel auch zu einem wiederkehrenden Motiv in der keltischen Kunst.

* Da in der griechischen und in der römischen Kultur Frauen bestenfalls untergeordnete Bedeutung hatten, finden weibliche Druiden ("BanDrui" / "Druidinnen") nur sehr selten und nur in relativ späten Schriften Erwähnung.

Nach oben