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Druiden heute

In unserer Zeit spüren immer mehr Menschen, dass die Hektik und der Stress unseres Lebens und unsere nicht-ganzheitliche Lebensweise uns krank macht. Dadurch gewinnt der Kontakt zur Natur wieder neue Attraktivität und immer mehr Menschen in unserer westlichen Industriewelt beschäftigen sich mit spirituellen Traditionen, in denen der Kontakt zur Natur eine große Rolle spielt.

Obwohl sich der druidische Weg auf die spirituellen Traditionen der alten Kelten bezieht, kann man nicht sagen, dass es sich um den Weg der historischen Druiden handelt. Wir dürfen nicht vergessen, dass ungefähr 2000 Jahre vergangen sind und selbst wenn die historischen Druiden ihre Traditionen ungehindert weitergeben hätten können, hätte sich in dieser Zeit vieles durch Anpassung geändert. Auf der Basis der alten Kenntnisse haben sich die heutigen Druiden ihrer Zeit angepasst.

Druiden bei einem Opfer. Darstellung aus dem späten 19. Jahrhundert

Druidische Feier in Stonehenge in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Als Vater der neuzeitlichen Druiden kann man John Aubrey (1626-1697) bezeichnen. Er hat in einer Zeit, in der das Wort "Archäologie" noch nicht einmal erfunden war, archäologische Feldstudien in und um Stonehenge durchgeführt und die Steinkreise von Avebury entdeckt. Bei seiner Arbeit um Stonehenge entwickelte er die Theorie, dass es die Druiden der Kelten gewesen wären, die dieses Bauwerk zu Kultzwecken errichtet hätten, welche aus heutiger historischer Sicht falsch ist. Die Steinkreise sind viel älter, wurden aber vermutlich auch in keltischer Zeit benutzt. 

Der mit John Aubrey bekannte Philosoph John Toland gründete 1717 die älteste neuzeitliche Druidengemeinschaft. Diese war allerdings - auch entsprechend der Zeit - in religiöser Hinsicht sehr eng am Christetum orientiert, was auf die heutigen Gemeinschaften weniger zutrifft.

Knapp 20 Jahre nach Aubreys Tod übernahm die Idee William Stukeley (1687-1765). Er fand die Idee "umwerfend" und erweiterte die ursprünglichen Ideen Aubreys. Er konnte diese Ideen sehr populär machen und im Umfeld seiner Arbeit entwickelte sich mit großer Geschwindigkeit ein modernes Druidentum..

Das heutige Druidentum, eine allgemein unter Neopaganismus oder Heidentum eingeordnete Religion, entstand aus neuzeitlichen Druiden, sieht sich aber in direkter Nachfolge der historischen Druiden. Das Druidentum ist keine der großen Religionen, aber es ist eine lebendige Weltanschauung, die - im Gegensatz zu den monotheistischen Religionen - Veränderungen in der Gesellschaft und bei den Menschen flexibel aufnimmt und sich - im Rahmen ihrer Grundsätze - anpasst.


John Aubrey

John Aubrey (* 12. März 1626 in Easton Piers oder Percy, nahe Malmesbury in Wiltshire; † Juni 1697) war ein britischer Altertumsforscher und Autor. Er ist besonders für seine Sammlung von Kurzbiographien bekannt, die er unter dem Namen Brief Lives veröffentlichte.

Er wurde 1663 Mitglied der Royal Society. Er verlor durch viele Prozesse seinen Besitz und lebte ab 1670 von der Gastfreundschaft seiner Freunde. Er verfasste das Werk "Templa Druidim", dass allerdings nie veröffentlicht wurde

John Aubrey erkannte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts den Zusammenhang Stonehenges mit vergleichbaren Monumenten in Schottland und Wales und wies die Errichtung all dieser Anlagen als erster richtig einheimischen Erbauern zu.
Fatal für die zukünftige Forschung und die Interpretierung der Anlage bis in unsere Zeit erweist sich allerdings, dass Aubrey Stonehenge und alle ähnlichen Monumente auf den britischen Inseln den Kelten zuschrieb. 
Verständlich wird sein Irrtum aus der wissenschaftlichen Perspektive des 17. Jahrhunderts: Es gab keine Möglichkeiten zur Datierung prähistorischer Bodendenkmäler; man datierte das Alter der Welt noch nach der biblischen Schöpfungsgeschichte auf wenige tausend Jahre und die Aubrey bekannte Literatur antiker Schriftsteller enthielt keine Hinweise auf eine vorkeltische Bevölkerung der britischen Inseln. Aubrey konnte den antiken lateinischen und griechischen Autoren allerdings ausführliche Schilderungen über die Druiden als keltische Priesterklasse entnehmen und so vermutete er vorsichtig, die Steinkreise seien die Tempelanlagen eben dieser Druiden. Wohingegen Inigo Jones, ein Baumeister des englischen Königs Jakob I. und Zeitgenosse Aubreys, in der Steinformation einen römischen Tempel zu Ehren des Gottes Coelus vermutete.  
Ansichten die erst die Forschung des 20. Jahrhunderts wissenschaftlich fundiert widerlegen konnte. Heute teilen die meisten Forscher die Ansicht des Astronomen Klaus Meisenheimer vom Max-Planck-Institut in Heidelberg, welcher die megalithische Konstruktion für ein prähistorisches Observatorium hält. Demnach sei Stonehenge eine "Finsternisuhr zur präzisen Vorhersage von Sonnen- und Mondeklipsen" gewesen.

John Toland

John Toland (* 30. November 1670 in Inishowen oder Redcastle/Donegal, Irland; † 11. Mai 1722 in Putney bei London) war Freidenker und Philosoph. Seine Eltern sind unbekannt, aber es gibt das Gerücht er wäre der uneheliche Sohn eines katholischen Priesters gewesen. 1687 konvertierte er zum Protestantismus, was ihm zu seiner Zeit in Großbritannien sicher nicht schadete. Er studierte in Glasgow und Edinburgh, sowie in Leiden und Utrecht Theologie und Philosophie.
Er veröffentlichte 1696 das Buch "Christianity not Mysterious", welche in England kritisch aufgenommen wurde. Das Werk wurde in Dublin öffentlich verbrannt und Toland mußte nach London flüchten.
Darauf wandte er sich politischen Studien zu und veröffentlichte Biografien, die ihm erneut Angriffe einbrachten. 1701 bereiste er Deutschland, fand hier in der Kurfürstin Sophie von Hannover und der philosophischen Königin Sophie Charlotte von Preußen Gönnerinnen und richtete dann an letztere seine "Letters to Serena" (1704), in denen er den Glauben an einen außerweltlichen Gott und eine individuelle Unsterblichkeit aufgab. 

Im Jahr 1717 ließ John Toland in Covent Garden ein Treffen von Delegierten „druidischer und bardischer Kreise aus ganz Großbritannien, Irland und der Bretagne“ abhalten und gründete dort den „Mutterhain“ des "Universal Druid Bond", machmal auch "Druid Circle of the Universal Bond" woraufhin er in einer Zeremonie des Herbst-Äquinoktiums zum Erz-Druiden gekürt wurde. 
Dies ist vor allem dann bemerkenswert, wenn man beachtet, dass Toland in seinem Buch "Christianity not Mysterious" nicht nur die christlichen Priester angreift, sondern auch ganz besonders das Druidentum. Er bezeichnete die Druiden als ignorante Personen, die eine falschen Glauben verbreitet hatten um die eigene Macht zu stärken und Profit daraus zu schlagen. 
Für ihn war der christliche Glaube (unter Zweitrangigkeit der Konfession) der einzige religiöse Maßstab. Sein persönliches Druidentum war daher auch zutiefst im christlichen Glauben verankert und klammerte andere religiöse Wege kategorisch aus.

William Stukeley

William Stukeley (* 1687 in Stukeley Hall, Lincolnshire,  † 1765), ein Antiquitätenhändler, interessierte sich schon recht früh für das Druidentum. Er reiste nach Avebury und Stonehenge und machte Untersuchungen und Grabungen an beiden Stätten. Das einige Jahre vorher vorhandene öffentliche Interesse hatte sich jedoch vom Druidentum abgewandt und Stukeley fand keine Sponsoren für seine Arbeit. Stattdessen ging er ins Priesterseminar und wurde Geistlicher. Erst als er in seine Pfarrgemeinde gezogen war engagierte er sich wieder stärker für das Druidentum. Er gestaltete den Garten des Pfarrhauses zu einem Druidenwäldchen um und begann von der Kanzel ausführlich die druidischen Prinzipien zu erörtern. 

Im späten 18. Jahrhundert erlebte das Druidentum einen Blitzstart zur Wiederbelebung, der von einer größeren Gruppe unter der Führung von Henry Hurle verursacht wurde, die sich 1781 zusammenfanden, um den Ancient Order of Druids zu gründen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der junge Winston Churchill in den Ancient Order of Druids aufgenommen, der damals allerdings schon viele der ursprünglichen Ideale vernachlässigte. Heute, nach einer Spaltung des Ordens,  ist vom Ancient Order of Druids nur mehr der Name übriggeblieben und er betätigt sich ausschließlich als karitativer Verein.

Edward Williams - Iolo Morganwg

Edward Williams, auch Iolo Morganwg (oder Morgannwg in moderner Schreibweise) (* 1747; † 1826)), war ein walisischer Wissenschaftler, Autor und Geschäftsmann. Sein Name bedeutet auf Walisisch "Ned von Glamorgan".

Er begann sein Arbeitsleben als Steinmetz, wurde später unter dem Namen Iolo Morganwg bekannt, hauptsächlich als Entwickler moderner Barden-Rituale und deren Philosophie. Er gründete das erste Bardenkonvent (Gorsedd) der Neuzeit, den Gorsedd Beirdd Ynys Prydain. Die Gründungszeremonie fand 1792 bei Primrose Hill in London statt.

Er verlegte auch Literatur (viele werden heutzutage aber für Fälschungen gehalten), die darauf anspielte, dass die Tradition der Druiden in Wales unbeschadet den Einfall der Römer und die Christianisierung überlebt hatte, sowie die Unterdrückung der Barden unter Elizabeth I. von England. Iolos "Philosophie" stellte eine Verbindung zwischen dem Christentum und Einflüssen von König Arthur her, außerdem zwischen den Kelten und Elementen der Barden und ihrer Bauten. Ein Ziel von ihm war es, die walisische Sprache im Süden von Wales zu fördern, genauer in seiner Heimatregion Glamorgan. Damals gab es eine Vorliebe für das Nordwalisische.

Iolo war auch der Autor des "Druid's Prayer" oder "Gorsedd prayer" (Gweddi'r Derwydd oder Gweddi'r Orsedd auf Walisisch), das die Grundlage mancher Rituale des Gorseddau und des Druidentums darstellt, seine metaphysische Theorie der drei Ringe der Existenz von Innen nach Außen. Weitere Schriften waren Cyfrinach Beirdd Ynys Prydain, oder "The Mystery of the Bards of the Isle of Britain" (1829).


Das heutige Druidentum ist sehr offen und hat keine unabänderlichen Dogmen. Doch genauso wie die alten Druiden  bemühen sich ihre Nachfolger heute durch die Erforschung der inneren Welten zu Weisheit zu gelangen. Das heißt aber auch: die heutigen Druiden empfangen ihre Weisheiten in der heutigen Zeit und auf der Basis unseres jetzigen Wissens - und damit ist ihre Lehre auch heute noch / heute wieder zeitgemäß.

Zentraler Mittelpunkt der Lehre heutiger Druiden ist die Natur und alle sichtbaren und unsichtbaren Wesen, die in und mit ihr leben. Dadurch und durch den Kontakt mit solchen Wesen und  durch die Rücksichtnahme auf sie werden die Erforschungen der inneren Welten erst vollständig. Die Druiden arbeiten dafür,  durch bzw. über den Kontakt mit der Erde, welche unser aller Mutter ist, selbst heil zu werden. Um danach ihre Kraft für die Heilung der Erde zu verwenden (Ganzheitlichkeit).

 

Druidische Zeremonie in Stonehenge

 

Bild einer druidischen Mistelzeremonie

Unter den modernen Druiden gibt es solche, die die alten Götter verehren und Christen (von Muslimen ist mir derzeit nichts bekannt). Viele von uns  sehen aber auch das göttliche Prinzip in allem, was auf der Welt existiert. Für andere  gilt auch: die individuellen Göttinnen und Götter können auch als die verschiedenen Aspekte einer einzigen übergeordneten Gottheit/Schöpferkraft angesehen werden. Sie sind lediglich Archetypen des Lebens und der Natur. Der Übergang zwischen Göttern, Geistern und Elementarkräften ist dabei fließend. Wenn auch die Anzahl der keltischen Gottheiten (mehrere tausend) viele verwirren mag, so muss auch angefügt werden, dass nur wenige davon auch allgemein verehrt wurden/werden. Die weitaus meisten haben eine rein lokale Bedeutung, z.B. als 'Gottheit' einer bestimmten Quelle oder auch eines bestimmten heiligen Baumes.
 

Freigegeben unter GNU/GFDL

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Quellen: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
             Epsom & Ewell History
             Wikipedia
             Patzer: Druiden; Ihr Imagewandel von der frühen Neuzeit bis in die Moderne