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Die Mistel

Erkennung:

Die Misteln (Viscum) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae). In der Literatur findet sich häufig noch die frühere Einteilung in die eigene Familie der Mistelgewächse (Viscaceae). Die Eichenmistel gehört nicht zur Gattung der Viscaceae.
Die Mistel wächst als Halbschmarotzer auf Bäumen. Über Ihre Wurzeln zapft sie die Leitungsbahnen der Bäume an, auf denen sie siedelt. Vollschmarotzer beziehen übrigens im Vergleich zum Halbschmarotzer ihre gesamten Nährstoffe aus der Wirtspflanze und haben auch ihre eigene Photosynthese eingestellt, sie besitzen daher keine Grünfärbung mehr. Dies ist bei der Mistel nicht der Fall.
Die Mistel hat immergrüne, eiförmige, ledrige Blätter. In ihren Blattachseln erscheinen im Frühjahr unscheinbare gelbe Blüten. Auffallend sind die weißen und innen klebrigen Beeren, die man, wie die ganze Pflanze, im Winter gut erkennen kann, wenn die Bäume ihr Laub abgeworfen haben. 
Sie ist eingeschlechtlich (monözisch), das heißt, dass die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane in verschiedenen Blüten, aber auf einem Exemplar zu finden sind.


Vögel, insbesondere die Misteldrossel, die die Beeren fressen, scheiden die Samen wieder aus und sorgen somit für die Vermehrung. Am bekanntesten und am meisten verbreitet ist die Laubholz-Mistel (Viscum album), weitere Arten sind die Tannen-Mistel (Viscum abietis) und die Kiefern-Mistel (Viscum laxum).

Standort und Verbreitung:

Sie ist, mit mehreren Unterarten, in fast ganz Europa anzutreffen, so von Süd-Italien bis Südschweden; außerdem durch das gemäßigte Eurasien bis hin nach Japan. Sie siedelt gerne in Flusstälern, wo die Luftfeuchtigkeit höher ist. Sie kommt heute eher zerstreut vor, in manchen Gegenden aber auch häufiger. Sie gedeiht bis zu einer Höhe von 1200 m.
Ihre kugelige Form erhält die Mistel, weil sie in alle Richtungen wächst, ungeachtet des Lichteinfalls. Ihr Wachstum ist relativ gering. Pflanzen mit 50 Zentimeter Durchmesser sind im Schnitt ca. 30 Jahre alt.

Giftstoffe, Wirkung und Symptome:

Viscotoxin, Azetylcholin, Cholin, Flavonoide. Die Mistel enthält vor allem in ihren Blättern und Stängeln das Viscotoxin (Mistelgift).
Die Beeren enthalten kein Gift.

Die Giftstärke ist angeblich wirtsabhängig, am größten bei Ahornbewohnern und auf Linden, am geringsten bei Pflanzen von Apfelbäumen. Fütterungs- und Selbstversuche erwiesen keine Giftigkeit. 


Durch Stürme heruntergebrochene oder beim Bäumefällen gewonnene Mistel-Buschen werden vom Wild gern gefressen und sollten insbesondere während des winterlichen Frischfuttermangels an Rinder, Schafe, Ziegen oder Pferde verfüttert werden. Auch Hauskaninchen fressen meist gern das Mistellaub. Da die Pflanze für die meisten potentiellen Fraßfeinde unzugänglich ist, liegt es nicht nahe, dass sich aus ihrem Stoffwechsel ein Gift herausgebildet hat (im Gegensatz zu Bodenpflanzen wie z.B. dem Fingerhut).

Misteln enthalten weiters Tyramin, welches bei Anreicherung im Blut Hochdruckkrisen bewirken kann. Das biogene Amin kann in den Beeren von Misteln toxische Konzentrationen erreichen. Außer in Misteln finden sich geringe Mengen von natürlich vorkommendem Tyramin auch in Bananen, reifem Käse und Schokolade.

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Heilwirkung und Medizinische Anwendung:

Die Mistel wirkt blutstillend und verdauungsfördernd. Ebenso wird sie zur Unterstützung des Blutdrucks eingesetzt und teilweise auch in der alternativen Krebstherapie. Ferner findet sie Anwendung bei geschwächtem Herzmuskel und in der Homöopathie.
Die Anwendung, wenn nicht in Kapseln oder Dragees erfolgt als Aufguss und Absud: Gegen Rheumatismus, Ischias und Nervenentzündungen nimmt man eine halbe Handvoll getrockneter Pflanzen pro Liter Wasser für Verbände, Lotionen und Kompressen.

Namen:

Die Namensherkunft ist ungewiss. Im althochdeutschen hieß die Pflanze mistil, was soviel bedeutet wie Mist, bezugnehmend auf die Verbreitung der Samen durch die Ausscheidung der Vögel. Volkstümlich hatte sie noch viele andere Bezeichnungen, so nannte man sie Hexenbesen, Hexenkraut, Donarbesen, Geißechrut und auch Vogelchrut.
Der botanische Artname Viscum heißt soviel wie Vogelleim, da die Römer aus den klebrigen Beeren Leim herstellten. Der Artname album bedeutet weiß und bezieht sich somit auf die Farbe der Beeren.

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© Goscinny / Uderzo

Geschichtliches:

“Miraculix” ist eine Erfindung von Goscinny und Uderzo, der Brauch Misteln mit goldenen Sicheln zu schneiden allerdings nicht. Die Druiden, die Priester der Kelten, bestiegen weißgekleidet die Bäume und schnitten die Misteln für rituelle Handlungen. Für sie gab es nichts heiligeres als die Mistel.
Die Pflanze gehört zu den ältesten magischen Pflanzen. Sie kommt schon in der griechischen Mythologie vor, als Äneas mit der “goldenen Zauberrute” in die Unterwelt eindringen wollte; auch diente der Mistelzweig dem Gott Merkur zum öffnen der Tore des Hades, wenn er die Toten begleiten musste und die Pflanze wurde auch in der nordischen Mythologie als Mistelpfeil verwendet.

Sicherlich wurde der Mistel deshalb soviel Zauberkraft zugeschrieben, da sie schließlich etwas anders aussieht und anders wächst als andere Pflanzen. Zum einen ist sie selbst im Winter grün und zum anderen ist sie ein Halbschmarotzer und wurzelt auf den Ästen von verschiedenen Baumarten. Grund genug für unsere Vorfahren, ihr magische Kräfte zuzuschreiben.

Es ist nachgewiesen, dass man die Mistel schon im 5. Jahrhundert v. Chr. heilkundlich nutzte. Plinius d. J. beschreibt im 1. Jahrhundert n. Chr. die Wirkung der Mistel bei Fallsucht.
Es gibt auch den Brauch des Weihnachtsmistelzweiges. Man hängt ihn im Zimmer auf oder bindet ihn über die Eingangstür, das Mädchen, das von einem Mann unter dem Zweig angetroffen wurde, muss sich von ihm küssen lassen. Somit gilt die Mistel auch heute noch als Glücksbringer und Symbol für Fruchtbarkeit, gegen die sie auch im Altertum Verwendung fand.

So nutzten auch die Kräuterkundler des Mittelalters die Mistel als Heilkraut. Hildegard von Bingen schätzte Mistelsud gegen erfrorene Gliedmassen; man verwendete sie aber auch gegen Epilepsie, wohl daher, da man diese Krankheit bösen Geistern zuschrieb. Da die Mistel ja nicht zur Erde fallen konnte, da sie auf Bäumen wuchs, ging man davon aus, dass dies einem Epileptiker auch nicht geschehen könne, trug er denn einen Mistelzweig bei sich. Der Kräuterpfarrer Sebastian Kneipp setzte die Mistel zum Blutstillen ein


Bei starker Dosierung ist die Mistel giftig! Sie führt zu Sensibilitätsverlust, fortschreitender Lähmung, blockiert die Atemmuskeln bis zum Herzstillstand.

 

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