Druiden einst | Druiden heute | Misteln | Eichenmisteln | ||
Die Misteln (Viscum) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae).
In der Literatur findet sich häufig noch die frühere Einteilung in die eigene Familie der Mistelgewächse
(Viscaceae). Die Eichenmistel gehört nicht zur Gattung der Viscaceae. Die Mistel wächst als Halbschmarotzer auf Bäumen. Über Ihre Wurzeln zapft sie die Leitungsbahnen der Bäume an, auf denen sie siedelt. Vollschmarotzer beziehen übrigens im Vergleich zum Halbschmarotzer ihre gesamten Nährstoffe aus der Wirtspflanze und haben auch ihre eigene Photosynthese eingestellt, sie besitzen daher keine Grünfärbung mehr. Dies ist bei der Mistel nicht der Fall. Die Mistel hat immergrüne, eiförmige, ledrige Blätter. In ihren Blattachseln erscheinen im Frühjahr unscheinbare gelbe Blüten. Auffallend sind die weißen und innen klebrigen Beeren, die man, wie die ganze Pflanze, im Winter gut erkennen kann, wenn die Bäume ihr Laub abgeworfen haben. Sie ist eingeschlechtlich (monözisch), das heißt, dass die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane in verschiedenen Blüten, aber auf einem Exemplar zu finden sind. |
Vögel, insbesondere die Misteldrossel, die die
Beeren fressen, scheiden die Samen wieder aus und sorgen somit für die
Vermehrung.
Am bekanntesten und am meisten verbreitet ist die Laubholz-Mistel (Viscum
album), weitere Arten sind die Tannen-Mistel (Viscum abietis) und die
Kiefern-Mistel (Viscum laxum).
|
Standort und Verbreitung:Sie ist, mit mehreren Unterarten, in fast ganz Europa anzutreffen, so von Süd-Italien
bis Südschweden; außerdem durch das gemäßigte Eurasien bis hin nach Japan. Sie siedelt gerne in Flusstälern, wo die Luftfeuchtigkeit höher ist.
Sie kommt heute eher zerstreut vor, in manchen Gegenden aber auch häufiger. Sie
gedeiht bis zu einer Höhe von 1200 m. Giftstoffe, Wirkung und Symptome:Viscotoxin, Azetylcholin, Cholin, Flavonoide. Die Mistel enthält vor
allem in ihren Blättern und Stängeln das Viscotoxin
(Mistelgift). |
Durch Stürme heruntergebrochene oder beim Bäumefällen gewonnene
Mistel-Buschen werden vom Wild gern gefressen und sollten insbesondere während
des winterlichen Frischfuttermangels an Rinder, Schafe, Ziegen oder Pferde
verfüttert werden. Auch Hauskaninchen fressen meist gern das Mistellaub. Da die
Pflanze für die meisten potentiellen Fraßfeinde unzugänglich ist, liegt es
nicht nahe, dass sich aus ihrem Stoffwechsel ein Gift herausgebildet hat (im
Gegensatz zu Bodenpflanzen wie z.B. dem Fingerhut).
Misteln enthalten weiters Tyramin, welches bei Anreicherung im Blut Hochdruckkrisen bewirken kann. Das biogene Amin kann in den Beeren von Misteln toxische Konzentrationen erreichen. Außer in Misteln finden sich geringe Mengen von natürlich vorkommendem Tyramin auch in Bananen, reifem Käse und Schokolade. |
Heilwirkung und Medizinische Anwendung:Die Mistel wirkt blutstillend und verdauungsfördernd. Ebenso wird sie zur Unterstützung des Blutdrucks eingesetzt und teilweise auch
in der alternativen Krebstherapie. Ferner findet sie Anwendung bei geschwächtem
Herzmuskel und in der Homöopathie. Namen:Die Namensherkunft ist ungewiss. Im althochdeutschen hieß die Pflanze mistil,
was soviel bedeutet wie Mist, bezugnehmend auf die Verbreitung der Samen durch
die Ausscheidung der Vögel. Volkstümlich hatte sie noch viele andere
Bezeichnungen, so nannte man sie Hexenbesen, Hexenkraut, Donarbesen, Geißechrut
und auch Vogelchrut. |
© Goscinny / Uderzo |
Geschichtliches:“Miraculix” ist eine Erfindung von Goscinny und Uderzo, der
Brauch Misteln mit goldenen Sicheln zu schneiden allerdings nicht. Die Druiden,
die Priester der Kelten, bestiegen weißgekleidet
die Bäume und schnitten die Misteln für rituelle Handlungen. Für sie gab es
nichts heiligeres als die Mistel. |
Sicherlich wurde der Mistel deshalb soviel
Zauberkraft zugeschrieben, da sie schließlich etwas anders aussieht und anders
wächst als andere Pflanzen. Zum einen ist sie selbst im Winter grün und zum
anderen ist sie ein Halbschmarotzer und wurzelt auf den Ästen von verschiedenen
Baumarten. Grund genug für unsere Vorfahren, ihr magische Kräfte
zuzuschreiben. Es ist nachgewiesen, dass man die Mistel schon im
5. Jahrhundert v. Chr. heilkundlich nutzte. Plinius d. J. beschreibt im 1. Jahrhundert n. Chr. die Wirkung
der Mistel bei Fallsucht. |
So nutzten auch die Kräuterkundler des
Mittelalters die Mistel als Heilkraut. Hildegard von Bingen schätzte Mistelsud
gegen erfrorene Gliedmassen; man verwendete sie aber auch gegen Epilepsie, wohl
daher, da man diese Krankheit bösen Geistern zuschrieb. Da die Mistel ja nicht
zur Erde fallen konnte, da sie auf Bäumen wuchs, ging man davon aus, dass dies
einem Epileptiker auch nicht geschehen könne, trug er denn einen Mistelzweig
bei sich.
Der Kräuterpfarrer Sebastian Kneipp setzte die Mistel zum Blutstillen ein
Bei starker Dosierung ist die Mistel giftig! Sie führt zu Sensibilitätsverlust, fortschreitender Lähmung, blockiert die Atemmuskeln bis zum Herzstillstand. |